HangOut

Sonntag:

Was tun am letzten vollständigen Tag auf der Insel? Es besteht die Möglichkeit, das Jahresticket des Nationalparks weiter auszureizen und sich noch näher an den Pu’u o’o heranzupirschen oder einfach ans Meer zu fahren und die Füße und Seele baumeln zu lassen. Die Entscheidung ist schnell getroffen zumal ich die Umgebung meines Wohnorts selbst noch gar nicht erkundet habe. Ich mach mich also mit dem Auto auf den Weg zum nächstgelegenen Strand. Toll, warum war ich eigentlich nicht schon früher hier? Steilküste wechselt sich mit Strand ab, jede Menge einheimische Surfer jeden Alters, sogar ein VW-Surfbus steht da und alle sind tierisch entspannt. Hier bleib ich erstmal eine Weile und schau dem Treiben zu. Dann will ich wissen, wo diese Straße ihr Ende hat bzw. wie es dort aussieht, wo sie von der Lava zugeschüttet wurde. Ich komme vorbei an saftig grünen Wiesen, Bäumen und Palmen – sieht ein bisschen aus wie Vietnam in Apocalypse Now (wären dann aber die Philipinen, das jedenfalls war damals der Drehort). Ab und zu eine Steilküste, wo ich der Brandung zusehe… Dann ist das Ende erreicht. Wo früher die Straße war, türmt sich jetzt meterhoch die Lava. Die Menschen hier sind noch schräger drauf als die Surfer von vorhin. Man kann hier auch Hawaiianer werden! Nein, nicht als US-Staatsbürger, sondern als Mitglied des Königreichs Hawaii. Es gibt noch Anhänger der Königin Lili’uokalani, die bis 1893 regierte bis sie entmachtet wurde. Manche sehen das heute noch als Staatsstreich an, der nicht akzeptiert werden dürfe. Für diese lebt das Königreich Hawaii weiter, dessen Untertan man hier werden kann, wenn man sich mit den Hawaiianischen Idealen identifizieren kann. Plötzlich höre ich Kirchenmusik – aber anders: Schlagzeug, Ukulele, Gitarre und Bass; eher Jugendgottesdienstmusik. Ich setz mich dazu und lasse mich überraschen. Richtig interessant wirds dann, als der Reverend einen Vortrag über die Zusammengehörigkeit und Abstammung der Polynesier referiert. Demnach sind die Bewohner von Hawaii, Tahiti, Samoa mit den Maori in Neuseeland verwandt und könnten sich auch miteinander verständigen, wenn diverse Buchstaben in den Wörtern durch andere ersetzt würden. Ein Gemeindemitglied berichtet davon, wie er auf Neuseeland von den Maori gleich integriert und als Bruder angesehen wurde. Auch die Beziehung zum Christentum wird angesprochen, das von den Ureinwohneren problemlos akzeptiert wurde, passten die Ideen der christlichen Schöpfungsgeschichte mit den ihren gut zusammen. Erst als die Christen dann zu kolonalisieren begannen, gabs Ärger. Interessante Gedankenspiele. Trotzdem bekomme ich ganz banalen Hunger und fahre nach „Pahoa-City“. Coole Stadt die auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat – oder auch nicht. Sie ist ein richtiges Straßendorf mit saloonartigen Geschäften, von denen auch nur die Hälfte auf hat. Die Leitungsmasten sind mit Alufolie und Betonmänteln vor Lava geschützt, denn schließlich war der Ort bis Mitte November 2014 akut von Lavamassen bedroht. Ich geh ins Black Rock Cafe, das innen genauso aussieht wie es klingt… der Burger ist allerdings ok. Dann erst mal Siesta. Ooops ich wollte ja noch Dinge für daheim einkaufen. Also wieder ins Auto und ab zum shoppen nach Hilo. Da gibts zwar eine Mall aber nicht wirklich was „Authentisches“ – dafür aber ein Foodcourt. Es wird dunkel und ich mach mich wieder auf den Heimweg. Vielleicht sollte ich doch mal meinen Vermieter auf meine Abreise vorbereiten.

schnorcheln

Samstag:

Heute soll es soweit sein. Alles doppelt gecheckt, dass mir sowas wie gestern nicht wieder passiert. Auch der Vulkan und die Bäckerei werden links bzw. rechts liegen gelassen. So geht es relativ schnell um die Südspitze herum an die Westküste. Die ist jetzt nicht soooo spannend. Wer die Riviera oder die Cote d’Azur schon mal gesehen hat, findet hier auch nix neues oberhalb der Wasserlinie. Kein Wunder, das Klima ist hier nicht sehr viel anders als im Mittelmeergebiet. Dementsprechend findet man ähnliche Flora und Bausünden. Neu: vorbei gehts an Kaffeeplantagen, wo der excellente Kona-Kaffee wächst, und den zugehörigen Coffee-Mills. 453g (ein amerikanisches Pfund eben) Kona-Kaffee gibts für $30 – und das ist schon günstig! Erste Anlaufstelle – mal wieder ein Geheimtipp des Reiseführers – ist das Captain Cook Monument in der Kealakekua Bay. Eine wunderschöne Bucht, in der man paddeln und schnorcheln kann. Im Gegensatz zu meinem ersten Schnorcheleinsatz in Honolulu ist hier das Wasser aber mächtig tief – mit Stehen im hüfttiefen Wasser ist hier nix. Auch das „ins Wasser kommen“ ist schwieriger: Kein Platz zum umziehen und kein einfacher Zugang zum Meer. Ein gewagter Sprung von der Hafenmole aus ins Wasser wäre da angesagt. Summa summarum nix für mich. Schöner Platz, aber nun weiter nach Kahaluu-Keauhou. Dort finde ich in der Shopping Mall Jack’s Diving Locker. Hier bekomme ich endlich mein watersafe bag und Tipps für Schnorchelspots. Ich fahr Richtung Kona zum White Sands Beach Park. Gerade das Richtige für Anfänger wie mich. Raus aus dem Auto, umgezogen, Kamera startklar gemacht und los gehts. Damit ich mit dem Plexiglasteil für die Unterwasseraufnahmen nicht so auffalle, geh ich etwas abseits ins Wasser. Soweit die Planung – bei Ebbe ist das Riff aber glitschig wie Seife. Dazu kommt, dass ich mit der Kamera in der Hand schlecht auf ungewollte Lageänderungen des Schwerpunkts reagieren kann. Das einfache Wegwerfen überflüssigen Materials kommt in diesem Fall nicht in Frage! So kommts, dass ich einfach mal vom Riff falle. Die Kamera hat den Sturz gut überstanden – ich hab sie ja nicht weggeworfen – nur meine Beine habe jetzt ein paar Schrammen mehr. Nicht weiter schlimm, selbst das Salzwasser bei 27° brennt nicht. Dann also ab auf Fischjagd – wow, nicht schlecht was da kreucht und fleucht. Nach eine Stunde will ich mal eine Pause einlegen und lass mich Richtung Sandstrand treiben. Die Wassertemperatur in Strandnähe erreicht schon Planschbeckenwerte. Warum schauen mich die Leute so komisch an, als ich aus dem Wasser steige? Ooops mein Bein ist rot – die Schramme vom Riff ist wohl etwas umfangreicher. Na dann nix wie wieder rein ins Wasser und an einer anderen Stelle wieder raus. Ach was, erst noch ein bisschen schnorcheln… Dann muss ich doch mal wieder ans Heimfahren denken und nehme den unauffälligen Ausstieg aus dem Wasser. Zur Ostküste gehts wieder über die Saddle-Road, diesmal wird sie eben von der Südseite aus angefahren – inzwischen habe ich fast alle großen Straßen auf Big Island durch. Der Hurrican ist vorbei, also kann ich daheim meine „eiserne Reserve“, die Mikrowellen-Chinesen-Mahlzeit „Orange-Chicken“ aufbrauchen. Welch ein Genuss… Zum Nachtisch löffel ich eine Papaya aus – wesentlich besser als das Zeugs vorher! Jetzt kann ich Nachts auch mal den Sternenhimmel begutachten. Der ist nicht schlecht, Namibia war aber noch etwas besser.

fa(h)r south

Freitag:

So, das Schlimmste des Sturms sollte vorüber sein. Da es auf der wind- und damit regenabgewandten Westseite der Insel wettertechnisch (noch) besser sein sollte, beschließe ich, heute das Schnorcheln und die Unterwasserkamera auszuprobieren. Es geht wie üblich erst mal zum Vulcano-Nationalpark hoch. Dann um die Südspitze herum und dann an die Westküste. Soweit der Plan… aber erstmal kurz im Visitorcenter des Nationalparks vorbeischauen. Fehler: Während ich drinnen die verschiedenen Wegsperrungen wegen des Hurricans und erhöhter Schwefelbelastung durch Windrichtungswechsel begutachte, fängt es draussen an zu regnen. Das hält mich dann doch länger auf weil ich Trottel die Regensachen im Auto gelassen hatte. Irgendwann schaff ich es dann doch bis zum Auto und fahre Richtung Südspitze. Unterwegs fällt mir auf, dass auch die Campingplätze im Nationalpark gesperrt sind. Die hatte ich auch mal als Übernachtungsmöglichkeit ins Auge gefasst – zum Glück hatte ich die Idee nicht umgesetzt. Tolle Blicke auf den Pazifik bei immer besser werdendem Wetter. Nur der Sturm hält an. Da komme ich an der southernmost bakery, dem „Punalu’u Bake Shop“ vorbei, wo ich anhalten muss. Eine unglaubliche Auswahl an Malasadas (Krapfen) empfängt mich – unter anderem Bismarck-style. Im Garten der hüpfen verschiedene, sehr bunte Vögel umher und Geckos krabbeln herum. Von der Hauptstrasse geht dann irgendwann ein kleiner Holperweg nach Süden ab. Der südlichste Punkt der USA (von irgendwelchen Atollen mal abgesehen) ist beeindruckend. Dem Wuchs der Bäume nach zu schließen, kommt der Wind meist aus westlicher Richtung. Die Klippen fallen 40m tief ab, was die authorities dazu veranlasst hat, ein Warnschild aufzustellen, wenn möglich nicht von den Klippen zu springen. Es droht sonst Verletzungsgefahr. Statt dessen wird von dort aus geangelt. Da die Angelschnüre und -haken auf die Entfernung aber nicht mehr auszumachen sind, haben die Angler in der Nähe des Hakens einen Luftballon an der Angelschnur befestigt. So treiben dort diverse Luftballons auf dem Wasser herum. Jetzt stelle ich fest, dass ich den Griff für meine Unterwasserkamera in Hilo vergessen habe, so ein Mist. Ohne den kann ich die Kamera nicht benutzen! Hmmm, da bleibt mir nix anderes übrig, als wieder nach Hause zu fahren. Die vielen Stopps haben das Zeitfenster zum Schnorcheln eh ziemlich klein werden lassen. Also verschiebe ich das auf Morgen und mach mich auf den Weg. Da kann ich ja gleich noch einkaufen: Cortisonsalbe gegen Mückenstiche (rezeptfrei natürlich), Zahnpasta aber leider kein Watersafe-bag in den ich meine Autoschlüssel und Ausweis während des Schwimmens reintun könnte. Da muss ich mir dann noch was überlegen – wahrscheinlich gibts sowas an der Westküste massenhaft. Auf „kochen“ hab ich auch keine Lust, also gehts zum Vietnamesen, bei dem ich mir was für zuhause mitnehme. Endlich mal wieder Gemüse!

ein Tag im Auto

Donnerstag:

Über Nacht scheint Hilda in Hilo angekommen zu sein. Regen ist ja ganz nett, aber muss der so laut sein. Nachdem sie vom Zivilschutz aus Flash Flooding gemeldet haben, beschließe ich den Tag ruhig anzugehen. Am Waschbecken verfolge ich beim Zähneputzen, wie ein Gecko jagd auf einen Falter macht, ihn aber nur einen Teil des Flügels mopst. Ich fahre nach Hilo zum Futtern und fahr die Gulches von gestern nochmal ab. Also denn zum Pancake House. Wow, der Laden sieht aus wie ein Überbleibsel aus den 60ern. Auch hier keine Aircondition sondern Miefquirle, Hocker an der Bar und rote Kunstledergarnituren… Aber weltbeste Pancakes mit Topping deiner Wahl. Ich glaub es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine Portion Pancakes nicht geschafft habe. Als Topping gabs übrigens: Ahorns-, Guave-, Grenadine- oder Kokossirup. Hilda schickt inwischen eine Regenfront nach der anderen über die Ostküste, was zwar manchmal nervig ist aber auch wunderbare Regenbögen zaubert. Manchmal hört es auch auf zu regnen, so dass ich auf der Scenic-Road, das ist die kurvige, schöne Strecke an der Ostküste auch mal aussteigen und fotografieren kann, ohne dass ich die Unterwasserkamera auspacken muss. Manche Orte sind schon seltsam: Kühe weiden unter Palmen mit Kuhreihern auf der Schulter, ein Inukschuk steht am Strand wo außerdem ein Gedenkstein für die Opfer einer Tsunamikatastrophe steht, Wasserfälle bis zum Abwinken… und das ist da noch der Kalopa State Park. Ein kleines Waldstück, das es nicht bis zum Nationalpark geschafft hat, in dem ein Urwald um ein Gulch erhalten wird. Tolle Bäume, tolle Farne, tolle Blumen! Mitten im Wald stehend fällt mir dann ein, dass ja eigentlich ein Tropensturm grad tobt – ob das eine so tolle Idee ist? Weils gerade nicht regnet ignoriere ich den Sturm und gehe (mit schnelleren Schrittes) weiter. Abends merke ich, dass die Landschaft an der Ostküste zwar sehr sehr schön ist, die Feuchtigkeit aber die eine oder andere Mücke anzieht. Vielleicht sollte ich mir morgen eine Anti-Juck-Salbe holen…

Flucht nach Norden

Mittwoch:

Die Nacht hat es durchgeregnet. Inzwischen ist die Luftfeuchte auf 95% gestiegen. Nach dem üblichen Frühstück beschließe ich Richtung Norden zu fahren. Das Regenradar zeigt dort noch Lücken an. Der Vorteil der Autofahrt ist die trockene Luft im Auto, dank Klimaanlage. Die Scheibenwischer packen teilweise den Regen nicht. Im Radio kommt von der Zivilschutzbehörde eine Hurrikan-Warnung nach der anderen. Ab in Richtung Hilo. Dort ist das Wetter noch gut. Aber das ist relativ: Die Sonne knallt dermaßen vom Himmel, dass man bei dieser Luftfeuchte nur im Schatten überleben kann. An der Beachfront von Hilo, gleich in der Nähe der Hafenanlagen traue ich meinen Augen nicht: Da schwimmen tropische Fische aus der Zoohandlung! Na wenn an diesem, wenig einladenden Ort schon solche Tiere zu finden sind, wie ist das erst bei einem Beach Park? Vielleicht gibts dort ja Meeresschildkröten! Das Navi lotst mich zum nächsten Strand, wo ein paar Einheimische angeln und einem Surfer zusehen, der sich bei High Surf versucht. Man kommt ins Gespräch – man angelt hier (und isst auch) Tropenfische wie bei uns inder Zoohandlung – bis mir der eine einen Zigarettenstummel anbietet, der nicht danach aussieht als ob Tabak der einzige Bestandteil des Glimmstengels sei. Sieht man hier nicht so eng. Auf Hawaii darf man im Übrigen auch ohne Helm Motorrad fahren und das machen sie auch… nur Sonnenbrille muss man tragen! Kann gegen Abend und Nachts zu einem Problem werden! Nachdem ich die Einladung neben high surf auch noch andere highs zu erleben, ausgeschlagen habe, mache ich mich auf zum nächsten Beach Park. Da muss man erst mal durch Tropengehölz kriechen. Ich sehe mich schon voller Blutegel. Tatsächlich finde ich aber nur einen Gekko und keine Meeresschildkröte, sehe aber, dass die Saddle-Road zur Westküste wolkenfrei ist. Von dort aus eine Rundfahrt nach Norden – das wärs. Los geht’s und es wird wieder deutlich, warum Big Island einfach unglaublich ist. Auf Meereshöhe fährt man im Tropenklima los und durchquert mit jedem Höhenmeter andere Klimazonen. Auf dem Sattel auf 2033m über dem Meer ist es dann fast schon kühl. Links gehts zur Wetterstation auf den Mauna Loa. Nur der Straßenzustand (und der damit verbundene Autoversicherungsschutzverlust) hält mich davon ab, mit meinem Nissan auf 3397m Höhe zu fahren. Statt dessen fahr ich rechts Richtung Mauna Kea, dessen Gipfel das ein oder andere Großobservatorium trägt. Genau dagegen demonstrieren die First Nations auf Hawaii. Ein paar von ihnen treffe ich am Endpunkt meiner Bergtour. Von dort an gehts offiziell nur noch mit 4WD weiter. Auch das Wetter rät dazu, lieber wieder runterzufahren. Ich fahr nach Waimea. Alles total grün, aber eher die englische Art von Grün, mit Viehwirtschaft und nicht das Brasiliengrün der Ostküste. Ich bin auf der Suche nach etwas Essbarem. Vor mir an der Ampel steht ein Wagen mit interessantem Nummernschild: Korea Veteran. Warten wir’s mal ab, ob es bei uns in 40 Jahren auch sowas gibt: Afghanistan Veteran… Ich finde einen Organic Supermarkt mit lecker organic Wraps. Dazu gibts an der Theke die amerikanische Verfassung kostenlos zum Mitnehmen. Das ständige auf und ab von Hilo hoch die Saddle-Road und wieder runter nach Waimea scheint mein Hirn in Mitleidenschaft gezogen zu haben – anders ist die Überlegung nicht zu verstehen: Gegenüber Australien bin ich zeitlich fünf Stunden voraus, allerdings haben die schon morgen… Erst mal ein Kaffee – ok, leider bei Starbucks – hauptsache die Kopfschmerzen sind weg. Weiter gehts Richtung Nordspitze von Big Island. Die Landschaft bleibt saftiggrün, wirkt aber schnell sehr bekannt. Erst mal einen Obstsalat am Wegesrand futtern… Am Ende ist dann die Saloon-Stadt Hawi. Total relaxed aber auch recht kommerziell. Ich wollte sowieso nicht länger bleiben, denn ich muss auch wieder zurück. Die reine Entfernung ist nicht das Problem, es gibt einfach zu viele Geschwindigkeitsbeschränkungen. Trotzdem nehm ich die landschaftlich reizvolle Strecke von Norden über die Ostküste nach Hilo. Die Regenmassen, die hier tagtäglich runterkommen haben dafür gesorgt, dass die Flüsse tiefe Schluchten (Gulges) in den Lavaboden gefressen haben. Die Straßen haben deswegen entweder jede Menge Kurven, das sind die alten, schönen, langsamen zu befahrenden Straßen, oder jede Menge Brücken, das sind die neuen, etwas langweiligeren Straßen. Da muss ich nochmal hin, wenn ich mehr Zeit habe!

Volcano National Park Tag2

Dienstag:

Die ganze Nacht hat es in Etappen geregnet. Das ist klasse bei einem Wellblechdach… Dank WIFI und Niederschlagsradar seh ich aber immer, wie heftig es wird und ob ich von der Prassellaustärke richtig auf die Intensitätsklasse geschlossen habe. Nach dem klassischen Frühstück gehts nochmal in den Nationalpark, schließlich habe ich eine Jahreskarte! Außerdem gibts ja neben dem Kilauea noch den Pu’u o’o als gerade aktiven Vulkan zu beobachten. Der Pu’u o’o ist allerding nochmal weiter weg und völlig in der Pampa, so dass man schon ein gutes Stück wandern muss, um ihn wenigstens aus der Ferne zu sehen. Schwarze Lava, brennende Sonne – da hilft kein Deo aber Sonnencreme. Die Orientierung ist anspruchsvoll. Zu Beginn gibts noch schwarze Steinmännchen auf schwarzem Grund. Gerade wenn man mal querfeldein geht, ist von der Ferne aus kein Steinmann mehr zu erkennen. Im Zweifelsfall aber immer in eine Richtung gehen, irgendwann trifft man immer auf den Pazifik. Der Vorteil eiener Insel! Dann werden die Steinmänner immer spärlicher. Mitwanderer gibts keine, ich bin ja auch schon 15min vom Parkplatz weg. Das ist glaub ich die Maximalentfernung, die sich ein Durchschnittsamerikaner von seiner comfort zone wegbewegt. Etwas seltsam ist es aber schon, alleine drei Stunden lang auf Lavafeldern herumzutollen. Dann habe ich den Vulkankegel vor der Linse. Ich könnte noch eine Stunde weiter in seine Richtung wandern, das Wetter trübt sich allerdings ein – Hilda soll am Donnerstag über die Insel ziehen. Ich mach mich auf den Rückweg, aber da ist noch dieser alte Krater da oben… Dort bin ich dann auch nicht mehr allein. Ein Amerikaner mit seien zwei Jungs üben sich im wer-traut-sich-am-weitesten-an-den-Kraterrand spielen. Tolle Aussicht, tolle Gegend, tolles Gefühl. Hier ist die Erde au der man steht keine 100 Jahre alt! Ich wander weiter zum Parkplatz und halte am Trailhead einen kleinen Mittagsschlaf. Auf der Rückfahrt zum Visitorcenter setzt dann der Regen ein, der mich mit nach Hause begleitet. Noch schnell Wasser kaufen, tanken und auf nach hause. Hier macht sich ein weiterer Nachteil der Klimaanlagen-freien-und-Fensterglas-freien-Wohnung bemerkbar. Die Luftfeuchte steigt überall, nicht nur draußen, wo es bei 30°C regnet. In der Wohnung wellen sich langsam die Buchseiten… Für die Haut soll das ja von Vorteil sein…

Volcano National Park Tag1

Montag:

Am nächsten Morgen kapiere ich dann auch, dass „keine Fensterscheiben“ gleichzeitig „keine Klimaanlage“ impliziert. Hey, hab dich nicht so, in Honolulu hast du dich über die 15°C immer und überall beschwert. Hier habe ich jetzt eben tatsächlich tropische Nächte bei 25°C – da braucht man keine Decke mehr. Es stellt sich auch schnell ein Campinggefühl ein, weil man ja alles, was sich draussen abspielt (Regenschauer, Froschgequake, Wind…) fast hautnah mitbekommt. Wie das dann aber alles werden soll, wenn der Tropensturm Hilda kommt (den Hurrikanstatus wird sie wohl verloren haben, bis sie in Hilo ankommt) weiss ich auch noch nicht. Egal, erst mal Frühstück: Vollkorncornflakes mit Joguhrt und Milch. Und dann auf zum Vulkan! Wie so üblich bei amerikanischen Nationalparks zahlt man (zu Recht) Eintritt. Kommt man am nächsten Tag wieder, lohnt sich schon eine Jahreskarte. Ein Besuch im Visitorcenter ergibt: Zur Zeit fließt an keiner, für Besucher zugänglichen Stelle, Lava – Mist! Auch keine Lava die ins Meer läuft! Egal, der Park gibt auch so genug her. Erst mal versuchen, dem Kilauea etwas näher zu kommen. Bei Temperaturen um 30°C und einem Sonnenstand der keinen hilfreichen Schattenwurf bewirkt, bin ich der einzige, der sich entweder durch karge, baumlose Lavawüste oder durch Tropenwald-Dickicht kämpft. Seltsamerweise stoße ich immer wenn ich mich dem Vulkan nähern möchte auf „no trepassing“-Schilder. Auch vor unvermittelt auftauchenden cracks in der Erdkruste wird gewarnt. Aber von Weitem sieht er ja auch ganz hübsch aus, wie er so vor sich hin raucht. Wenn ich schon keinem aktiven Vulkan in denSchlund schauen kann, dann doch zumindest einen erloschenen erkunden – davon gibt es ja genug. Ich bin ja in Amerika, wo es Drive-through-Pharmacies gibt, muss es doch auch einen Drive-through-Vulkan geben. Na so ähnlich. Es gibt die Chain-Of-Craters-Road, die ziemlich viele Krater anfährt bis man schließlich ganz unten am Pazifik angekommen ist. Das Wasser ist dank Hilda übelst gelaunt und donnert beständig gegen die Felsen – high surf, aber Surfer sieht man grad keine… Das Gute an dem Wind ist, dass man die hohe Temperatur nicht spürt. Normalerweise ist es auf Meereshöhe gute 35 Grad warm. Erst in Auto tritt der Schweiß zu Tage, der sonst weggeblasen wird – Zeit für die Klimaanlage! Bevor es um 19:15 stockfinster wird, möchte ich zuhause geduscht haben, also Abfahrt! Warum die Eile? Die Dusche befindet sich nicht im Haus, sondern am Haus in einem netten Häuschen ohne Wände, unter einem Kirschlorbeer von neugierigen Blicken versteckt (aber hier ist ja eh keiner…). Abendessen? Richtig: Bagels und Bier!

Timewarp nach Hilo

Sonntag:

Heute steht also der Umzug nach „Big Island“ an. Zum Frühstück bin ich mit Freunden verabredet – nachdem ich das Gepäck nicht im Hotel lassen kann, muss ich also alles mitschleppen. Bei den üblichen Temperaturen in Honolulu hab ich logischerweise auch nicht mein Flugdress vom Hinflug an, d.h. die „schweren“ Klamotten (Sweatshirt, Jacke etc.) sind jetzt im Koffer; klingt nach Übergepäck. Das wird beim Einchecken noch ein Spaß. Der Computer beim Check-In versteht aber überhaupt keinen Spaß und willAbflugHon statt dessen Kohle sehen! Dafür sitze ich im Flieger am Fenster und der Sitz neben mit bleibt frei! Beim Start noch einen schönen Blick auf Downtown Honolulu und Waikiki und ab gehts nach Süden.Downtown

Waikiki2

Die Sicht auf die anderen MauiInseln Moloka’i und Maui sind grandios, da setzt der Pilot schon wieder zum Landen an. Der Flughafen in Hilo erinnert mich eher an meinen Heimatbahnhof – vom Flieger in 100m zum Gepäckband, das nur durch ein Dach geschützt im Freien steht. GepaeckDann zur Autovermietung und los zum Ferienhaus. Aber Moment! Bin ich hier auch in der richtigen Zeit? Im Radio spielen sie die ganze Zeit nur Reggae und je weiter ich zu meinem „Wohnort“ komme, umso mehr Tramper (die mit dem Daumen-raus), Backpacker, Rastafaris und andere scheinbar ungewaschene Menschen mit langen Haaren und grauen Bärten begegnen mir. In einem parzellierten Urwald befindet sich dann mein „Hawaiian Asian Temple House“. Der Vermieter (eine verjüngte Version von Catweazle) zeigt mir mein Heim für die nächste Woche, macht mir klar dass man hier keine Fensterscheiben (nur Fliegengitter) und Türschlösser braucht und erklärt mir, wo der nächste Supermarkt ist. Dahin fahre ich dann auch gleich, denn in Pahoa machen am Sonntag Abend auch die Supermärkte mal zu. Dort findet man allerdings das Amerika aus den Filmen wieder. In einem kleinen Areal befinden sich die Tankstelle, eine Reparaturwerkstatt, ein Subway, ein Chinese, ein Hardware-Store und eben der Supermarkt. Abgewrackte Pickups (mit extremem Fahrwerk und kaputten Auspuff) aus denen Tätowierte aussteigen und schnell noch ein Bier und was für die Mikrowelle besorgen – sie haben allerdings keine Knarre in der Hand (vielleicht ja auf dem Rücksitz) und wirken alle recht freundlich! Ich stelle fest, dass es auf Big Island auch nicht billiger ist als in Honolulu und kaufe für die nächsten Tage ein. Dann heim, essen und schlafen!
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Tour de Ile

Samstag:

Frühstück? Was ist das! Wenn man eine Insel umrunden will, muss man auf einige Dinge verzichten – unterwegs gibts bestimmt vielfältige Köstlichkeiten… Um 7 Uhr die Reisschüssel (Hyundai) abgeholt und schnell aus dem Ort raus. Pustekuchen! Überall Stau weil die Hawaiianer bei 30° einen Volkslauf ausrichten – Respekt! Jetzt aber: im Gegenuhrzeiger um die Insel rum, das Navi läuft und der Reiseführer liegt bereit. Erster Halt nach Waikiki: Diamond Head (alter, kaputter Krater) mit Blick auf die Surfjugend im blauen Pazifik. Vielleich sollte ich doch mal… nee, lass mal – SurfJUGEND! So, jetzt schreibt der Reiseführer was von einem Geheimtipp. Der ist  allerdings so geheim und versteckt, dass ich den Zugang erst gar nicht finde. Hinter einem Baucontainer sehe ich dann den 1,5m breiten Zugang zu den Klippen. Und tatsächlich steht da auch nur ein Fischer und schaut mich recht verdutzt an. Die Klippen fallen hier 20m tief ins Meer ab, das immer wieder gegen die Felsen anläuft. Die „spitting cave of Portlock“ produziert dabei eine besonders schöne Gischt. Toller Blick auf Diamond Head und Kahala und den unglaublich blauen Pazifik! Diverse Gedenktafeln erinnern an Menschen, die den Sprung von der Klippe nicht überlebt haben – und das sind einige. Dann gehts um den Ostzipfel von O’ahu rum zum ersten der zahlreichen, wunderschönen Strände der Ostküste. Richtung Norden hinter Kane’ohe wieder so ein Geheimtipp – ein Freidhof?! Im „Valley of the Temples“ haben alle möglichen Konfessionen (brav voneinander getrennt) ihre letzte Ruhestätte. Unter anderem auch Japaner. Gleich neben deren Wiese befindet sich eine Buddha-Tempel-Kopie aus Uji/Japan, der echt authentisch in die Gegend passt (zum Gedenken an 100 Jahre japanische KuBuddhaltur auf Hawaii). Vor dem Betreten darf man den riesigen Stempel gegen die Glocke donnern – toller Klang. Im Tempel schaffen es sogar alle mal ruhig zu sein und nicht mit dem Selfiestab alles kleinzuschlagen. Es kommt sogar etwas wie Stimmung auf! Nach so viel Kultur erst mal Esskultur: Korean-Fusion im Foodcourt des Einkaufszentrums. Very fusion: Kartoffeleintopf mit fritiertem Huhn und Reis – trotzdem lecker. Auf zur Suche nach den „green turtles“ die es an der Nord- und Westküste geben soll. Natürlich ist mal wieder keine da, wenn man sie braucht, dafür gibts diverse Regensschauer. Nächster Halt: Ted’s „berühmte“ Bäckerei – da war der Tester wohl noTomch nicht in deutschen/ französischen /italienischen Bäckereien. Da habe ich bisher schon bessere Zimtrollen gegessen. Ein Blick auf die Uhr mahnt zur Eile, wenn ich das Auto heute noch zurückgeben und damit kein Vermögen für einen Parkplatz über Nacht ausgeben will. Noch schnell an das westlichste Ende der Insel gefahren (damit ich dort auch mal war) und dann direkt durchs Inselinnere, vorbei an einem Flugzeugträger in Pearl Harbour, zum Autovermieter meines Vertrauens. Zum Abendessen? Richtig: Bagels und Bier! Vorher noch eine ernüchternde Nachricht: Gepäck im Hotel lagern bis Sie wegfliegen?! Tut mir leid – aber ich hab einen Kumpel, der holt für 20$ das Gepäck am Hotel ab, lagert es und bringt es zum gewünschen Zeitpunkt wieder zum Hotel. Geldschneiderei!!!

Amazing

Freitag:

Erst mal Kaffee! Neben an beim Supermarkt gibt’s einen Coffeeshop: Cappuccino mit Cinnamon Rolls – was will man mehr? Noch schnell den Mietwagen für eine Inseltour am Samstag reserviert und los zum Strand. Vorher noch Schnorchel und Taucherbrille in die „EDEKA Gut und Günstig“-Tüte geworfen und ab zum Beachbus. Man könnte ja auch direkt vor Ort an Waikiki-Beach in den Pazifik, das ist aber langweilig. Waikiki1Nach einer halben Stunde Ankunft am Hanauma Bay Nature Bay Reserve. Das ist ein alter Krater, den das Meer an einer Seite so lange bearbeitet hat bis die Kraterwand weg war. Dort ist er nun zum Meer hin offen, so dass sich eine Bucht gebildet hat. Riff1Damit man in dem Naturpark nix kaputt macht, muss jeder, der zum ersten Mal hier baden geht, einen Einführungsfilm sehen: nicht auf Korallen treten, keine Fische füttern oder anfassen, Vorsicht vor Haien und der Strömung… Am Strand angekommen: Badehose an, Taucherbrille & Schnorchel auf und rein ist Wasser – 27°, da geht man ohne zu zucken rein. Riff2Meine erste Schnorchel-Experience einfach nur amazing!!! Einfach nur über dem Riff schweben ohne groß paddeln zu müssen, sich von der Strömung und den Wellen treiben lassen und über den „Riff-Canyons“ zu fliegen ist einfach großartig! Ach ja, Fische gibt’s auch. Für jemanden, der sich nur mit kalten Süßwasserfischen „auskennt“, ist das schon eine andere Liga. Bisher hab ich die Fische nur aus den Salzwasseraquarien im Zoo gekannt, jetzt schwimmen die einen halben Meter vor mir und schauen mich an wie ich sie vorher im Zoo. Manchmal treibe ich über eine Korallenbank und finde mich im nächsten Moment in einem Schwarm von lustigen gelben handtellergroßen Fischen wieder. Irgendwann kommt eine Durchsage, dass man nicht zu weit rausschwimmen soll, weil die Strömung stärker geworden ist – ok ist doch der Pazifik und nicht die Badewanne obwohl die Temperaturen das suggerieren könnten. Nach drei Stunden geh ich dann doch mal aus dem Wasser weil ich mit alten Freunden zum Burger-Essen in Honolulu verabredet bin. Also schnell mit dem Bus zurück ins Hotel, fertig machen und auf zu den Burgern und da meine ich nicht die bekannten FastFood-Ketten.